Autoren-Interview mit Tobias Sessler
Tobias Sessler ist Sachbuchautor und betätigt sich auch im Bereich der Belletristik als freier Schriftsteller. Er ist 47 Jahre alt und begann schon während seines Studiums an der Friedrich-Schiller-Universität mit dem Schreiben. Seit seiner Kindheit ist er Diabetiker des Typs 1 und hat sich daher in seinen Fach-Publikationen immer wieder dem Thema „Diabetes mellitus“ gewidmet. Der Autor lebt mit seinem tibetischen Hund Lucy am Rand der Alpen. In seiner Freizeit spielt er Saxophon und Klavier. Sein neuestes Werk ist im Oktober 2020 im Buchhandel erschienen:
Grimms Märchen. Die kuriosen Versionen mit Diabetes.
Gerade erscheint Dein neues Buch im Genre der Unterhaltungsliteratur. Worum geht es?
Die Geschichten verstehen sich als Parodien auf bekannte Märchen. Die Helden haben allesamt Diabetes und werden hierdurch in haarsträubende, amüsante Abenteuer verwickelt. Den Leser erwartet eine bunte Fantasiewelt, in der sich der böse Wolf beispielsweise als Diabetesberaterin verkleidet und die zuckerkranken Prinzessinnen die Süße ihres Blutes mit Hilfe eines Löffels (oder eines Frosches) bestimmen.
Das klingt sehr lustig. Wie hast Du die Geschichten stilistisch umgesetzt?
Mir war es sehr wichtig, dass die klassische Erzählstruktur der Märchen erhalten bleibt. Ich habe sie aber moderner und lesefreundlicher gestaltet. In der Summe handelt es sich um eine Verknüpfung aus Märchen, kuriosen Begebenheiten und einem ganz besonderen Humor. Das Buch ist so angelegt, dass man sich immer wieder fragen wird: „Habe ich das gerade wirklich gelesen?“. Insbesondere als Diabetiker wird man in einigen Situationen an die Belange des eigenen Alltags erinnert. Dies geschieht aber stets in einer so lustigen Art und Weise, dass die Erzählungen viel Freude und Spaß bereiten.
Du bist selbst Diabetiker?
Ja. Ich habe seit meiner Kindheit einen Diabetes des Typs 1. Das ist eine Autoimmunkrankheit, die eine vollständige Insulintherapie erfordert. Da ich die Belange der Krankheit Tag für Tag selbst erlebe, ist es mir leichtgefallen, diese nun auch einmal in ein „ganz anderes“ Buchformat zu überführen.
Hast Du schon ein Feedback von den ersten Lesern bekommen?
Ich habe die Märchen schon beim Schreiben zur Probe lesen lassen. Es kam hierbei mehrfach zu „Lachanfällen“, bei denen sich unter anderem die für den Einband zuständige Grafikerin über etwa 10 Minuten nicht mehr beruhigen konnte. Offensichtlich scheint das Buch seinen Zweck zu erfüllen.
Wer oder was hat Dich zu einem solchen Buch inspiriert?
In einer großen Facebook-Gruppe mit mehr als 20.000 Diabetikern und von den Lesern meiner Sachbücher wurde immer wieder gewünscht: „Schreib doch einmal etwas Amüsantes - etwas ganz Anderes - zu dem Thema!“ Im Übrigen bin ich ein großer Fan des schwarzen, britischen Humors, ich mag z.B. die alten Filme von Monty Python und die Geschichten von Loriot. Wenn man derartige Vergnüglichkeiten vor den Hintergrund eines Märchens setzt und etwas Diabetes dazu gibt, kommt zwangsläufig das von mir vorgelegte Buch heraus.
Sind weitere Veröffentlichungen in dieser Richtung geplant?
Ich schreibe gerade an einem Sachbuch. Nach Abschluss dieses Projekts werden sich Rotkäppchen, Rapunzel und Schneewittchen in den Wilden Westen begeben. Dieses Mal ganz ohne Diabetes - aber dafür mit Colt und Pferd.